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Gedanken zum Johannistag

Vom Wachsen, Werden, Reifen und Vergehen

08.05.2018

24. Juni - an diesem Tag endet die Spargelsaison. Und die Rhabarberzeit. Die meisten anderen Pflanzen aber legen jetzt erst richtig los: Johanniskraut blüht um diesen Termin, Johannisbeeren sind reif. Die Natur steht in voller Blüte, zeigt sich auf der Höhe des Jahres in ganzer Pracht.

Mit der Sommersonnenwende, die zeitlich eng mit dem Johannistag verknüpft ist, beginnen Getreide, Früchte und Gemüse zu reifen. Im Herbst erstirbt dann alles wieder. Der Jahreskreis – ein Wachsen, Werden, Reifen und Vergehen. Vielleicht haben die mittelalterlichen Mystiker dies besonders verinnerlicht. „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen“ heißt es auch im 90. Psalm. Das Memento mori hat als geistesgeschichtliche Idee die Zeiten überdauert und viele Maler, Bildhauer und Dichter inspiriert. Als weise gilt deshalb, wer auf der Höhe des eigenen Lebens auch das eigene Ende nicht vergisst.

Mancher verweist am Johannistag darauf, dass genau sechs Monate später schon wieder Heiligabend ist. Und zeigt damit die besondere Verbindung zwischen Johannes dem Täufer, nachdem der Johannistag benannt ist, und Jesus auf. „Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden (Joh 3, 30)“, sagt Johannes in Hinblick auf den kommenden Christus. Dabei hatte der Bußprediger viele eigene Anhänger. Auch Jesus gehörte dazu und ließ sich von ihm im Jordan taufen. Doch Johannes wusste immer: Das Eigentliche kommt noch. Der Erlöser. Der Heiland.

Die Natur bildet das alles wunderbar ab: Altes stirbt. Doch mit Christus – geboren, wenn es bei uns noch kalt und grau ist – wird alles neu. Wenn wir im Advent und zu Weihnachten unsere Wohnungen mit Tannenzweigen schmücken, symbolisiert dies schon das neue Leben. Genauso das Immergrün der Totenkränze. Beides bildet die christliche Hoffnung ab, dass Jesus alles neu macht und uns zum frischen (ewigen) Leben führt.

Vieles steckt drin im Johannistag: Bräuche wie das Johannisfeuer oder Brunnenfeste, denn Johannes der Täufer wird natürlich mit dem Wasser verbunden. Gedanken an das Sterben und das Leben. Es liegt nahe, dass deshalb viele Menschen zu Johannis den Friedhof besuchen. Denn er ist der Erinnerungs- und Erzählort, wo Leben und Tod sich begegnen.

Mira Körlin